Primär, Sekundär, Tertiär …
Ohne solide Recherche keine fundierte Arbeit: Du brauchst verlässliche Informationen, um eine These zu untermauern oder eine Theorie zu entwickeln.
Doch wie identifiziert man die relevanten Quellen?
Bei der Suche nach Informationen zu einem Thema ist es zunächst wichtig, den Wert von Primär-, Sekundär- und Tertiärquellen zu kennen.
Quelle ist nicht gleich Quelle
Primärquellen sind zum Beispiel Ergebnisse eines Experiments, Messprotokolle, Versuchsberichte, Patente, statistische Daten, Konferenzberichte, Gesetzestexte, amtliche Veröffentlichungen, Akten, Wirtschaftsdatenbanken, Geschäftszahlen von Unternehmen, schriftliche Auskünfte, Befragungen, Interviews, Tagebücher, historische Aufzeichnungen.
Primärquellen enthalten ungefilterte Daten ohne eine Interpretation.
Sekundärquellen beschreiben, überprüfen oder analysieren Informationen, die aus anderen Quellen stammen. Sie fassen Informationen aus Primärquellen zusammen, verarbeiten diese und entwickeln dazu eine eigenständige Argumentation. Darüber hinaus stützen sich Sekundärquellen häufig auf andere Sekundärquellen, um zu Ergebnissen zu gelangen.
Beispiele für Sekundärquellen sind Fachbücher, Papers, Zeitschriftenaufsätze, Dissertationen, Monografien, Working Papers, Sammelbände, Festschriften, Dokumentationen und Kritiken, weiterhin auch Analysen, Interpretationen oder Zusammenfassungen von Primärquellen, beispielsweise Review-Artikel oder wissenschaftliche Bücher. Auch Quellen, die Fakten wiedergeben, sind sekundär, sofern sie nicht auf direkter Teilnahme oder Beobachtung beruhen.
Fachzeitschriften sind aufgrund ihrer Aktualität eine der wichtigsten Quellen für jede Studienarbeit. Von besonderer Bedeutung sind Fachzeitschriften, bei denen die eingereichten Beiträge ein Begutachtungsverfahren (Peer-Review) durchlaufen.
Tertiärquellen sind nützlich, um Primär- und Sekundärquellen aufzufinden. Sie geben einen Überblick über ein Themengebiet, indem sie Informationen aus anderen Quellen (Primär-, Sekundär- und auch Tertiärquellen) zusammenfassen. Zu tertiären Quellen zählen z. B. Lexika (Duden, Wikipedia), Enzyklopädien, Übersichtsartikel, Bibliografien, Handbücher, Bibliothekskataloge, Datenbanken und Suchmaschinen. Sie dienen als Einstiegspunkt in die Forschung und können vielleicht auch eine kurze Einführung in einen speziellen Themenbereich bieten. Tertiärquellen sind allerdings nicht zitierbar und sollten bei Seminar- und Abschlussarbeiten nur in der Anfangsphase verwendet werden. Auch Vorlesungsskripte und Bachelorarbeiten gelten als Tertiärquellen.
Achtung: Lehrbücher sind Tertiärquellen, da sie lediglich die allgemein akzeptierte Lehrmeinung aufbereiten.
Beispiele für Primär-, Sekundär- und Tertiärquellen
Primär | Sekundär | Tertiär |
Ergebnisse einer klinischen Studie | Fachartikel über verschiedene Behandlungsmöglichkeiten | Ein medizinisches Wörterbuch |
Audioaufnahmen von Originalinterviews mit Zeitzeugen | Fachbuch, das Ereignisse aus dem Zweiten Weltkrieg zusammenfasst | Schulbuch, das die Geschichte Deutschlands im 20.Jahrhundert darstellt |
Chemisches Patent | Fachbuch über chemische Reaktionen | Tabelle mit ähnlichen Reaktionen |
Protokoll von Laborexperimenten | Übersichtsartikel, der verschiedene Experimente zur gleichen Hypothese analysiert | Enzyklopädie-Eintrag über die Grundlagen der Quantenphysik |
Originaldaten aus einer 10-jährigen Feldstudie in einer bestimmten Küstenregion | Fachartikel, der die gesammelten Daten analysiert, um Trends zu identifizieren | Abschnitt in einem Lehrbuch über Umweltwissenschaft, der Erkenntnisse aus verschiedenen Studien zusammenfasst |
Die Unterscheidung zwischen Primär-, Sekundär- und Tertiärquellen ist nicht immer eindeutig möglich. Ein einzelnes Dokument kann in einem Kontext bzw. in einem Fachgebiet eine Primärquelle und in einem anderen eine Sekundärquelle sein.
Außerdem kann die Kategorisierung von Quellen natürlich auch anders gehandhabt werden. Niedermair (2023) schreib zum Beispiel, dass einige Autoren sämtliche wissenschaftliche Arbeiten, unabhängig davon, ob sie sich direkt mit dem Forschungsobjekt beschäftigen oder theoretische Abhandlungen darüber sind, den Primärquellen zuordnen.
Die Qualität und Verlässlichkeit der verwendeten Quellen sind entscheidend für den wissenschaftlichen Wert einer Arbeit. Primärquellen gelten als authentische Information. Sekundärliteratur ist wissenschaftliche Literatur, in der die authentischen Primärquellen analysiert oder interpretiert werden. Damit steigt das Risiko von Missinterpretationen und selektiver Datenverwendung.
Quellen sind daher immer kritisch zu begutachten und zu bewerten.
Große Vorsichtig ist bei Internetquellen geboten. Webseiten ohne wissenschaftlichen Hintergrund oder ohne klare Autorenschaft sind in der Regel nicht zitierwürdig. Bei der Recherche sollten Bibliothekskataloge und akademische Volltextdatenbanken genutzt werden. Von Google ist abzuraten. Es ist keinesfalls sicher, dass eine Suche zu qualifizierten Treffern führt. Das liegt bereits in der willkürlichen (intransparenten) Auswahl der berücksichtigte Webseiten begründet. Vor allem aber ist die Verlässlichkeit von Informationen aus nicht begutachteten Online-Quellen fraglich.
Internetmaterial sollte daher nur als Anstoß zu weiterführender Literaturrecherche genutzt werden.
Erste Anhaltspunkte bei der Auswahl einer Quelle
- Handelt es sich um einen anerkannten Autor? Wird er zitiert?
- Wo wurde der Text veröffentlicht (Ist es eine anerkannter Verlag? Handelt es sich um eine peer-reviewte Quelle?)
- Wann wurde der Text veröffentlicht (Aktualität)?
- Ist die Studie neutral oder verfolgt sie möglicherweise eine bestimmte Agenda?
- Werden Datenquellen offengelegt, ist die Methodik nachvollziehbar?
Hilfreiche Bücher
Klaus Niedermair (2023). Recherchieren, Dokumentieren, Zitieren: Die Arbeit mit wissenschaftlichen Quellen (2. Auflage). Stuttgart: utb.
Marcus Oehlrich (2022). Wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben: Schritt für Schritt zur Bachelor- und Master-Thesis in den Wirtschaftswissenschaften (3. Aufl.). Wiesbaden: Springer Gabler.
Eder, Franz (2022). Politikwissenschaftliches Arbeiten: Eine Einführung. Innsbruck: Institut für Politikwissenschaft, Universität Innsbruck.
Fragen?
Wenn ihr noch mehr wissen wollt, oder wenn ihr möchtet, dass jemand vom Fach eure Abschlussarbeit gegenliest (damit bin ich gemeint ), dann meldet euch gerne bei mir.
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